Standpunkt

Wir müssen uns bewerben - und nicht andersherum

An Stellen mangelt es im Kita-Bereich ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Vielen Trägern berei­tet es mittlerweile Kopfschmer­zen, für ihre freien Arbeitsplätze qualifizierte Fachkräfte zu finden. Zu groß ist das Stellenangebot, zu gering die Zahl der potenziellen Bewerber. Kita-Träger unterschiedlichster Couleur rivalisieren auf dem Arbeitsmarkt um Erzieherinnen. Früher hatten wir die Wahl, heute suchen sich die pädagogischen Fachkräfte den für sie attraktivsten Träger aus.

Allein schon deswegen hat Mirja Wolfs recht, wenn sie auf Seite 16 dieser Ausgabe von "Welt des Kindes" einen Per­spektivwechsel bei der Perso­nalgewinnung fordert. Eine an­dere Blickrichtung, wenn man so will, die - konsequent durchbuchstabiert - auch zu einer anderen Haltung führt: Nicht die Fachkräfte bewerben sich bei uns, sondern wir bewerben uns bei ihnen. Und dieser Perspektivwechsel hat Auswir­kungen. An dieser Stelle muss nicht darauf hingewiesen werden, dass unbefristete Arbeitsverträge und Vollzeitstellen einen deutli­chen Wettbewerbsvorteil mit sich bringen. Konsequenzen sind auch zu ziehen, wenn es um die Präsentation von Kindertageseinrichtungen auf dem Stellenmarkt geht. Vielfach ist da noch nichts von einem Perspektivwechsel zu spüren. Im Gegenteil: Nach wie vor sind Stellenanzeigen so for­muliert, als gäbe es keinen Fachkräftemangel, als würden Erzieherinnen auf Stellensuche vor unseren Kita-Türen Schlange stehen. Dieses Problem bezieht sich aber nicht nur auf Kita-Träger. Quer durch die Landschaft der Arbeitgeber wirken Stellenanzeigen häufig eher gönnerhaft als werbend.

"Um erfolgreich qualifizierte Fachkräfte gewinnen zu können, ist es erforderlich, den Mehrwert des Arbeitsplatzes 'Katholische Kindertageseinrichtung' heraus­zuarbeiten."

Natürlich muss aus einer Stel­lenanzeige hervorgehen, wer der Träger der Kita ist, nach welchem Konzept gearbeitet wird und was einen da erwartet. Wenig Perspektivwechsel ist aber spürbar, wenn nach wie vor Formulierungen wie "Voraussetzungen, die Sie mitbringen sollten ..." oder "Wir erwarten ..." in Offerten zu finden sind. Sich als Arbeitgeber bei Erzieherinnen erfolgreich zu bewerben, setzt eine sympathi­schere und weniger machtvolle Sprache voraus. "Ihre pädagogischen Kompetenzen möchten Sie uns gerne zur Verfügung stellen ...", "Ihr Organisationstalent und Ihr Managementwissen brauchen wir für unseren Kindergarten ...", solche Aussagen wirken überzeugender als beispielsweise: "Das erwarten wir: pädagogische Kompetenz, Organisationsgeschick und Weiterbildung im Sozialmanagement".

Um erfolgreich qualifizierte Fachkräfte gewinnen zu können, ist es erforderlich, den Mehrwert des Arbeitsplatzes "Katholische Kindertageseinrichtung" heraus­zuarbeiten und diesen vorteilsorientiert zu kommunizieren. Wir brauchen eine emotionale und zielgruppengerechtere Anspra­che. In unseren Stellenanzeigen muss deutlich werden, welche Vorteile mit der Tätigkeit in einer katholischen Kindertageseinrichtung verbunden sind. Wir müssen unser bereicherndes Arbeitgeberprofil mit seinen spezifischen Alleinstellungsmerkmalen herausarbeiten und überzeugend kommunizieren.

Und nun, fragen Sie sich? Eine Arbeitsgruppe des KTK-Bundes­verbands ist dabei, zusammen mit einer Werbeagentur eine erfolg­versprechende Strategie für die Personalgewinnung zu entwi­ckeln. Die Ergebnisse werden wir unseren Mitgliedern in Kürze zur Verfügung stellen.

Frank Jansen
Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) -
Bundesverband e. V.

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